Kurt Neubauer (Politiker)

Kurt „Kutte“ Neubauer (* 30. September 1922 in Berlin; † 9. Dezember 2012 ebenda) war ein deutscher Politiker (SPD). Er war Mitglied des Deutschen Bundestages sowie Bürgermeister und Innensenator von Berlin.

Leben

Kurt Neubauer entstammte einem sozialdemokratischen Elternhaus und war als Schüler Mitglied der sozialistischen Jugendorganisation Die Falken. Nach Erwerb der Mittleren Reife absolvierte eine Feinmechanikerlehre, diente im Arbeitsdienst und in der Wehrmacht. Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, trat er im Mai 1946 in die SPD Berlin ein, welche die Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED überlebt hatte. Neubauer wurde hauptberuflicher Kreisvorsitzender von Berlin-Friedrichshain und 1950 Mitglied des SPD-Landesvorstandes. Dort war er der inoffizielle Sprecher der acht Ost-Berliner Kreisverbände. Er organisierte den Aufstieg Willy Brandts zum Berliner SPD-Chef und wurde zu einer Schlüsselfigur der Berliner Sozialdemokraten. 1962 wurde er stellvertretender SPD-Vorsitzender Berlins.

Neubauer gehörte vom 1. Februar 1952 bis zum 16. April 1963 als vom Abgeordnetenhaus gewählter Berliner Vertreter dem Deutschen Bundestag in Bonn an, wo er über einen zweiten Wohnsitz verfügte. Neubauer lebte bis zum Bau der Berliner Mauer 1961 im Ostsektor Berlins. Damit war er neben Margarete Heise einer der Bundestagsabgeordneten, die ihren Hauptwohnsitz im sowjetischen Sektor der Stadt hatten. Am Tag des Mauerbaus begleitete Neubauer Willy Brandt bei einer Wahlkampftour in Nürnberg. So entgingen er und seine Familie, die das Wochenende auf ihrem Ferienhaus in Heiligensee verbrachte, der Einmauerung. Die DDR verwehrte der gesamten Familie bis in die frühen 1970er Jahre die Einreise.

Das Bundestagsmandat legte er nieder, um am 11. März 1963 Senator für Jugend und Sport in Berlin zu werden. Im Oktober 1967 wechselte er aus dem Amt des Jugend- in das des Innensenators und wurde zugleich Bürgermeister. Als Innensenator war er unter anderem für den Einsatz des umstrittenen V-Manns Peter Urbach in der Berliner Studentenszene verantwortlich, auch der nie aufgeklärte Mord an dem V-Mann Ulrich Schmücker fiel in seine Dienstzeit. 1975 gab er das Bürgermeisteramt an Hermann Oxfort (FDP) ab, blieb aber bis 1977 Innensenator. Weil er ein Aufsichtsratshonorar verspätet an die Berliner Landeskasse abgeführt hatte, geriet er zunehmend unter politischen Druck und trat zurück.

Der Berliner Senat zeichnete Neubauer am 3. November 1993 mit dem Ehrentitel Stadtältester aus. Darüber hinaus wurde er mit der Ernst-Reuter-Plakette und dem Großen Bundesverdienstkreuz geehrt.

Neubauer war zum Zeitpunkt seiner ersten Wahl ins Bonner Parlament (1952) dessen jüngster Abgeordneter. Er war, bis er 2012 starb, der letzte noch lebende Abgeordnete des ersten Deutschen Bundestages.

Literatur

• Werner Breunig, Andreas Herbst (Hrsg.): Biografisches Handbuch der Berliner Abgeordneten 1963–1995 und Stadtverordneten 1990/1991 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin. Band 19). Landesarchiv Berlin, Berlin 2016, ISBN 978-3-9803303-5-0, S. 272.
• Bernhard Meyer: Kurt Neubauer – Stadtältester von Berlin. In: Berliner LeseZeichen, Heft 3/1994, S. 28–33.

Weblinks

Commons: Kurt Neubauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Kurt Neubauer auf der Webseite der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Rubrik Die Berliner Innensenatoren
• Klaus Riebschläger: Zum 75. Geburtstag Kurt Neubauers Berliner Stimme, Nr. 16 vom 20. September 1997
• Eckart D. Stratenschulte: Der Bundestagsausweis ließ die Vopos ratlos werden; Das Parlament, Nr. 31–34, 2011, S. 8
• Ralf Wieland: Gedenkworte des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland für den verstorbenen ehemaligen Senator und Abgeordneten Kurt Neubauer vom 13. Dezember 2012

Einzelnachweise

1. ↑ Ex-Innensenator Neubauer ist tot
2. ↑ Traueranzeige des Berliner Innensenators, Berliner Zeitung vom 15./16. Dezember 2012
3. ↑ Bernd Haunfelder: Rekordhalter im Parlament