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Otto Ballerstedt (* 1. April 1887 in München; † 30. Juni oder 1. Juli 1934 im oder in der Nähe des KZs Dachau) war ein deutscher Ingenieur, Schriftsteller und Politiker. Ballerstedt wurde vor allem bekannt als Führer des partikularistischen Bayernbundes (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Bayernbund, der bis 1967 Bayerischer Heimat- und Königsbund hieß), als politischer Rivale von Adolf Hitler in der Anfangszeit seiner politischen Karriere und dafür, dass er Hitler 1922 für einen Monat ins Gefängnis brachte.
Ballerstedt war der Sohn von Otto Ballerstedt Senior, einem bekannten Redakteur der Münchner Neuesten Nachrichten und seiner Ehefrau Julie, geborene Lagel. Sein Onkel Max Ballerstedt war ein berühmter Paläontologe. Ballerstedt schloss sein Ingenieursstudium als Diplomingenieur für Elektrotechnik ab. Am Ersten Weltkrieg nahm Ballerstedt als Offizier teil. Während des Krieges, in dem er am Kopf verwundet wurde und ein Auge verlor, trat er erstmals politisch hervor: Im April 1918 forderte er den bayerischen König Ludwig III. vor dem Hintergrund der weitreichenden deutschen Gebietsgewinne im Friedensvertrag von Brest-Litowsk mit Russland in einer Bittschrift auf, es nicht zuzulassen, dass die neugewonnenen Territorien an Preußen fielen. Dieses sei innerhalb des Bundes der deutschen Gebiete ohnehin schon viel zu mächtig; deswegen gelte es, eine Angliederung des Baltikums an Preußen zu verhindern, um das preußische Übergewicht innerhalb der Reichsgemeinschaft nicht noch weiter wachsen zu lassen.
Nach der deutschen Kriegsniederlage im Herbst 1918 gründete Ballerstedt den zeitweise sehr erfolgreichen Bayernbund, eine die regionale Eigenständigkeit und die regionalen Eigenheiten betonende politische Organisation, die eine Neuorganisation des Deutschen Reiches auf „streng föderalistischer Grundlage“ anstrebte. Nach der Vorstellung von Ballerstedt – „weiß-blau“ und monarchistisch gesinnt – sollte die Reichseinheit zwar gewahrt bleiben, die innere Autonomie und Selbständigkeit der einzelnen Bundesstaaten jedoch deutlich gestärkt werden.
Als Gründer und Leiter des Bayernbundes war Ballerstedt in den frühen 1920er Jahren eine sehr exponierte Persönlichkeit in der Politik des Freistaates und seiner Hauptstadt. Adolf Hitler, der zu dieser Zeit die politische Bühne betrat, betrachtete den „Separatisten“ – wie er Ballerstedt nannte – als einen Rivalen und lieferte sich eine Zeit lang heftige Auseinandersetzungen mit dem Bayernbund, den er publizistisch angriff und auch physisch attackierte, indem er dessen politische Versammlungen von Schlägertrupps sprengen ließ. Hitler beschrieb Ballerstedt in einem seiner Monologe im Führerhauptquartier während des Zweiten Weltkrieges rückblickend als seinen gefährlichsten Gegenspieler als öffentlicher Redner und rechnete es sich als Verdienst an, sich gegen ihn behauptet zu haben.
Am 14. September 1921 kam es zu einer aufsehenerregenden Konfrontation, als Hitler, Hermann Esser, Oskar Körner und einige andere NSDAP-Anhänger eine von Ballerstedt geleitete Versammlung im Münchener Löwenbräukeller stürmten, um diesen daran zu hindern, einen Vortrag zu halten. Dieses Ziel erreichte Hitler mit drastischen Mitteln: Er griff Ballerstedt tätlich an und verletzte ihn schwer. Deshalb stand Hitler vom 27. bis 29. Januar 1922 wegen Landfriedensbruchs und Körperverletzung vor Gericht und wurde zu einer Freiheitsstrafe von 100 Tagen und Zahlung von 1.000 Reichsmark verurteilt. Die Haftstrafe saß Hitler vom 24. Juni bis 27. Juli 1922 in der Justizvollzugsanstalt München (Stadelheimer Straße) ab; die übrigen 66 Tage wurden ihm erlassen.
Ab 1925 trat Ballerstedt politisch immer mehr in den Hintergrund. In den frühen 1930er Jahren verlegte er sich auf das Verfassen von photographisch illustrierten Landschafts- und Heimatbüchern.
Am 30. Juni 1934, einen Tag vor dem Antritt einer geplanten Reise nach Österreich, wurde Ballerstedt im Zuge der Röhm-Affäre ins KZ Dachau verschleppt und dort oder außerhalb des Lagers im Gündinger Forst bei Neuhimmelreich erschossen. Zur selben Zeit wie er wurden Fritz Beck, Fritz Gerlich, Wilhelm Eduard Schmid und die Hausdame Ernestine Zoref ermordet.
Heute erinnert die Ballerstedtstraße in München an Otto Ballerstedt.
Ballerstedts Nachlass wird im Hauptstaatsarchiv München aufbewahrt. In der Abteilung Kriegsarchiv befindet sich seine Offizierspersonalakte aus dem Ersten Weltkrieg. Im Staatsarchiv München gibt es eine Akte PDM 10007 der Münchener Polizeidirektion mit Material über die Auseinandersetzungen von Hitler und Ballerstedt in den frühen 1920er Jahren.
Personendaten | |
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NAME | Ballerstedt, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ingenieur, Schriftsteller und Politiker |
GEBURTSDATUM | 1. April 1887 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 30. Juni 1934 oder 1. Juli 1934 |
STERBEORT | KZ Dachau |