Ruthenische Sprache

Der folgende Artikel befasst sich mit dem Thema Ruthenische Sprache, das seit langem großes Interesse erregt. Ruthenische Sprache ist ein Thema, das in verschiedenen Bereichen zu Debatten geführt und die Neugier vieler geweckt hat. Im Laufe der Geschichte war Ruthenische Sprache Gegenstand von Studien und Forschungen, die zu bedeutenden Entdeckungen und Fortschritten im Verständnis dieses Themas geführt haben. In diesem Artikel werden verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit Ruthenische Sprache untersucht und seine Bedeutung, Wirkung und mögliche Implikationen in verschiedenen Kontexten untersucht. Darüber hinaus werden verschiedene Perspektiven und Ansätze analysiert, um Ruthenische Sprache und seine heutigen Auswirkungen besser zu verstehen.

Ruthenische Sprache
(руский языкъ)

Gesprochen in

Osteuropa
Sprecher keine (Sprache ausgestorben)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Großfürstentum Litauen
Polen-Litauen
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

sla (sonstige Slawische Sprachen)

ISO 639-3

Die ruthenische Sprache (ruthenisch руский ѧзыкъ ruskij jasyk oder руска(ѧ) мова ruska(ja) mowa) war eine ostslawische Sprache, die vom 14. bis ins 18. Jahrhundert im Großfürstentum Litauen bzw. in Polen-Litauen verwendet wurde. Sie ist ein Vorläufer der belarussischen und der ukrainischen Sprache von heute.

Bezeichnungen

Der deutsche Name dieser ostslawischen Sprache ist von der Bezeichnung „Ruthenien“ abgeleitet, die neben „Russland“ und „Reußen“ eine Namensvariante für die Rus war. Die ruthenische Sprache (ruthenisch: руский ѧзыкъ, auch руски езыкъ, руська мова, d. h. wörtlich ‚russische (reußische) Sprache‘ im weiteren Sinne, also ‚Sprache der Rus‘, sinngemäß ‚ostslawische Sprache‘, oder проста мова, d. h. wörtlich ‚einfache Sprache‘ oder ‚Umgangssprache‘) entstand aus dem Altostslawischen und ist der Vorläufer des heutigen Ukrainischen, Belarussischen und Russinischen. Daher wird sie häufig (vor allem von den jeweiligen ostslawischen Völkern) als „Altbelarussisch“ (belarussisch старабеларуская мова) oder „Altukrainisch“ (ukrainisch староукраїнська мова), in der russischen Forschung vor allem als „Westrussisch“ (russisch западнорусский язык) bezeichnet. Der Linguist Christian Schweigaard Stang verwendete die Bezeichnung „westrussische Kanzleisprache“.

Die historischen Sprecher dieser Sprache nannten sie selbst oft prostaja mowa (wörtlich „einfache Sprache“, in Abgrenzung vom Kirchenslawischen) oder ruskaja mowa, was in lateinischen Texten mit lingua ruthenica wiedergegeben wurde.

Geschichte

Die Geschichte des Ruthenischen beginnt im 14. Jahrhundert, als der westliche Teil des ostslawischen Sprachgebiets an das Großfürstentum Litauen fiel, das ab 1386 in Personalunion mit dem Königreich Polen von den Jagiellonen regiert wurde. Schriftsprache im Großfürstentum Litauen war nicht das Litauische (dessen erste Sprachdenkmäler stammen aus dem 16. Jahrhundert), sondern eine slawische Sprache, die Merkmale aufwies, welche für das heutige Belarussische und Ukrainische charakteristisch sind. Neben Urkunden und Rechtstexten entstanden auch religiöse Schriften, so u. a. in einer stark kirchenslawisch beeinflussten Variante die Bibelübersetzung des Franzischak Skaryna (erschienen in Prag 1517–1519) oder das stärker volkssprachlich geprägte Evangeliar von Peressopnyzja (1556–1561). Vor allem aber war Ruthenisch die Sprache der reichhaltigen konfessionellen Polemik (des literarischen Schlagabtauschs zwischen Orthodoxen, Unierten, Katholiken und Protestanten) in der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Die Prostaja mowa wurde in kyrillischer Schrift geschrieben, ab dem Ende des 16. Jahrhunderts war seltener auch die Lateinschrift im Gebrauch. Ferner verfassten die in Belarus ansässigen Tataren bis ins 19. Jahrhundert slawische Texte in arabischer Schrift (Belarussisches arabisches Alphabet).

Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts wurde in der Republik Polen-Litauen das Ruthenische als offizielle Hofsprache vom Polnischen verdrängt. Die lokalen Oberschichten verwendeten anfangs die ruthenische Sprache, es kam jedoch zu einer Polonisierung der Sprache und der Kultur in diesen Oberschichten. Die ruthenische Sprache wurde lediglich von der weniger gebildeten ländlichen Bevölkerung erhalten. Das Ruthenische wurde aber noch bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts in einigen Dokumenten benutzt.

In Österreich-Ungarn war es noch bis zu dessen Zerfall üblich, die ostslawischen Untertanen der Monarchie, vornehmlich Ukrainer, als „Ruthenen“ und ihre Sprache als „Ruthenisch“ zu bezeichnen.

Literatur

  • Daniel Bunčić: Die ruthenische Schriftsprache bei Ivan Uževyč unter besonderer Berücksichtigung der Lexik seines Gesprächsbuchs Rozmova/Besěda. Mit Wörterverzeichnis und Indizes zu seinem ruthenischen und kirchenslavischen Gesamtwerk. München 2006, ISBN 3-87690-932-5.
  • Andrii Danylenko: „‘Prostaja mova’, ‘Kitab’, and Polissian Standard“. In: Die Welt der Slaven. LI, Nr. 1, 2006, S. 80–115.
  • Michael Moser: Mittelruthenisch (Mittelweißrussisch und Mittelukrainisch): Ein Überblick. In: Studia Slavica Academiae Scientiarum Hungaricae. 50, Nr. 1–2, 2005, S. 125–142.
  • Stefan M. Pugh: Testament to Ruthenian. A Linguistic Analysis of the Smotryc’kyj Variant. (= Harvard Series of Ukrainian Studies). Cambridge 1996.
  • Christian Stang: Die westrussische Kanzleisprache des Grossfürstentums Litauen. (= Skrifter utgitt av Det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo, Historisk-filosofisk Klasse 1935,2). Oslo 1935.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. В. П. Гудкова, А. Г. Машковой, С. С. Скорвида (Red.): Ж. Некрашевич-Короткая. Лингвонимы восточнославянского культурного региона (историчесикий обзор) // Исследование славянских языков и литератур в высшей школе: достижения и перспективы: Информационные материалы и тезисы докладов международной научной конференции. Moskau 2003, S. 150. (PDF; 3,6 MB)
  2. Начальный этап формирования русского национального языка. Ленинград 1962, S. 221.
  3. А. И. Журавский: Деловая письменность в системе старобелорусского литературного языка // Восточнославянское и общее языкознание. Moskau 1978, S. 185–191.
  4. Н. Б. Мечковская: Социальная лингвистика: Пособие для студентов гуманит. вузов и учащихся лицеев. — 2-е изд., испр. Аспект-Пресс, Moskau 2000, S. 106.
  5. С. Ф. Іванова, Я. Я. Іваноў, Н. Б. Мячкоўская: Языковая ситуация в Беларуси: этические коллизии двуязычия. (Memento vom 27. Mai 2012 im Webarchiv archive.today) Сацыякультурная прастора мовы (сацыяльныя і культурныя аспекты вывучэння беларускай мовы): На бел. і рус. мовах. Веды, Minsk 1998.
  6. Лариса Пуцилева: Между Польским королевством и Российской империей: поиски национальной идентичности в белорусской поэзии // Contributi italiani al 14. congresso internazionale degli Slavisti: Ohrid, 10-16 settembre 2008. Firenze University Press, Firenze 2008, S. 202. fupress.com (Memento des Originals vom 11. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fupress.com (PDF; 2,9 MB) (russisch)
  7. §Ольга Лазоркина:§§ Дипломатическая деятельность канцелярии Великого княжества Литовского в XVII в. In: Журнал международного права и международных отношений. Nr. 1, 2008.
  8. Christian Schweigaard Stang: Die westrussische Kanzleisprache des Grossfürstentums Litauen. Oslo 1935.
  9. Piotr Eberhardt, Jan Owsinski: Ethnic Groups and Population Changes in Twentieth-century Central-Eastern Europe: History, Data, Analysis. M. E. Sharpe, 2003, ISBN 0-7656-0665-8, Google Books, S. 177.