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Der Altonaer Eruv, auch Altonaer Eruw, war eine Sabbatgrenze, die die jüdische Gemeinde symbolisch um die befestigungsfreie Stadt Altona zog, um sie zu einem geschlossenen Gebiet im Sinne der Sabbatgebote zu machen. Er bestand von Ende des 17. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre.
Nach den Gesetzen der Tora sollen Juden am Sabbat außer Haus keine Gegenstände bewegen, unabhängig von deren Gewicht oder Zweck. Abgeleitet wird diese Regelung aus dem 2. Buch Mose, in dem es heißt: „Jeder bleibe, wo er ist. Am siebten Tag verlasse niemand seinen Platz.“ (Ex 16,29 EU) Mit einem Eruv – das Wort bedeutet in der wörtlichen Übersetzung Mischung – können Ausnahmen geschaffen werden: innerhalb eines geschlossenen Wohnbereiches wird privater mit öffentlichem Bereich vermischt. In befestigten Ortschaften war die Geschlossenheit durch die Stadtmauern gegeben, in einer offenen Stadt wie Altona musste sie mit einer symbolischen Umzäunung hergestellt werden. Dazu spannte man an den Stadtausgängen zwischen Hauswänden oder aufrechten dünnen Pfählen Schnüre und Drähte in mindestens sechs Metern Höhe und schuf so ein umgrenztes Gebiet, in dem das sonst am Sabbat im öffentlichen Raum verbotene Tragen von Gegenständen halachisch zulässig war.
Im Israelitischen Kalender für Schleswig-Holstein von 1927 war dazu vermerkt: „In diesem Symbol kommt der Gedanke vom Sabbat als dem Tage der Erlösung und messianischen Vereinigung Aller zum sichtbaren Ausdruck.“
Erste Hinweise auf das Bestehen eines Eruvs für die Altonaer Gemeinde finden sich in den 1712 unter dem Titel Chacham Zwi erschienenen Aufzeichnungen des Rabbiners Zwi Hirsch Aschkenasi, der von 1689 bis 1707 in Altona lebte. Bruchstückhaft ergänzt und bestätigt werden die Kenntnisse durch die Auswertung von Steuerkontenbüchern der Gemeinde und einiger Gemeindemitglieder. Demnach wurde für die Genehmigung der Anbringung von Eruvdrähten an bestimmten Grundstücken nachweislich ab 1697 jährlich ein Betrag in Höhe von 12 Mark an die Familie des Brauers Peter de Voss gezahlt. Ab 1711 stockten die Überweisungen, was auf die Zeit politischer Krisen und kriegerischer Auseinandersetzungen zurückgeführt wird. Nach dem Schwedenbrand 1713 wurden die Zahlungen an Peter IV. de Voss, Esther Jansen de Voss und den Bäcker Hinrich Lau wieder aufgenommen. Genaue topographische Angaben zu den Toren sind nicht bekannt, doch lagen sie im nahen Umfeld östlich und südlich der Synagoge der Hochdeutschen Israelitengemeinde zu Altona (Lage) .
Der Altonaer Eruv hatte am Anfang des 20. Jahrhunderts 26 Tore, zehn Tore befanden sich im Westen, zum großen Teil auf Ottensener Gebiet:
Die weitere Südseite des Eruvs bis zum Fischmarkt wurde durch das Elbufer geschlossen. Im östlichen Teil folgten 16 Tore der damaligen Grenze nach St. Pauli:
An der Parallelstraße endete der Eruv am Bahndamm, der die gesamte Nordseite begrenzte und sich im Osten bis zu dem Tor in der Scheelplessenstraße zog, so dass insgesamt ein geschlossener Kreis um Altona gezogen war.
Einige der traditionellen Tore wurden auch in der Altonaer Topographie als Judentor bezeichnet. So beschreibt Franz Heinrich Neddermeyer 1832 den Weg an den Schlachterbuden: „Diese Einfahrt wird auch das Judenthor genannt; die dahin führende Gasse erhielt nach 1814 den Namen Langestraße und wurde schon 1653 bebauet.“ Auch für den Eruv an der Großen Elbstraße ist durch eine Lithographie von Johann Joseppe Trube von 1850 die Bezeichnung Bei dem Judenthor überliefert.
Im Jahr 1998 erinnerte der Filmemacher Jens Huckeriede (1949–2013) mit einer Installation unter dem Titel Eruw / Altonaer Judentore. Grenzziehung im öffentlichen Raum an die im Stadtbild sichtbare Geschichte der Altonaer Juden.