Zum für ausgewachsene Erlen typischen Erscheinungsbild gehören die grauschwarze, rissige Borke und die etwa einen Zentimeter großen verholzten Fruchtzapfen. Die Blätter sind, je nach Art, einfach (Schwarz-Erle) oder doppelt gesägt (Grau-Erle und Grün-Erle) und rundlich.
Junge Erlen sind in der Lage, jährlich bis zu einem Meter zu wachsen. Je nach Standort und Sorte können Erlen etwa 25 bis 30 Meter hoch und bis zu 120 Jahre alt werden.
Vegetative Merkmale
Erlen-Arten sind sommergrüne, also laubabwerfende Bäume oder Sträucher mit einfachen, ungeteilten Blättern. Je nach Erlen-Art wird eine Borke ausgebildet oder sie sind als Peridermbaumarten einzustufen; so bildet die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) beispielsweise eine tiefrissige, grau-schwarze Borke und die Grau-Erle (Alnus incana) eine grau-glänzende Peridermoberfläche aus. Die Knospen sehen je nach Art unterschiedlich aus.
Generative Merkmale
Wie alle Birkengewächse sind die Erlen-Arten einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch); es werden an einem Exemplar die Kätzchen genannten Blütenstände beider Geschlechter ausgebildet. In den Kätzchen sitzen jeweils nur weibliche oder männliche Blüten. Die männlichen Blüten sitzen zu zweit und die weiblichen zu dritt in den Achseln von Tragblättern. Die Erlen-Arten sind die einzigen Laubbäume, bei denen die weiblichen Kätzchen verholzen und damit folgerichtig als Zapfen bezeichnet werden. Es werden einsamige geflügelte oder ungeflügelte Nussfrüchte gebildet.
Ökologie
Erlen-Arten bilden an ihren Wurzeln Wurzelknöllchen aus, symbiotisch mit stickstofffixierendenAktinomyzeten (Frankia alni), ähnlich der Symbiose von Knöllchenbakterien und Leguminosen. Durch diese Symbiose können Erlen an nährstoffarmen Stellen leben. Erlen können es sich deshalb leisten, ihre Blätter grün abzuwerfen; so sind Erlen oft Pionierpflanzen an Standorten, die durch natürlichen wie menschlichen Einfluss ohne Pflanzenbewuchs sind (beispielsweise sind Grün-Erlen nach Lawinen oft Pionierpflanzen). Sie bereiten anderen Pflanzen den Boden auf.
Grau- und Schwarz-Erle (Alnus incana und Alnus glutinosa) wachsen vorwiegend an Gewässerrändern oder in Feuchtgebieten. Sehr feuchte Standorte sind oft nährstoffarm; an diesen Standorten ist die Stickstofffixierung der stickstoffbindenden Wurzelknöllchen der entscheidende Grund, weshalb dort ausschließlich Erlen gedeihen. Es wird berichtet, dass allein durch das abgeworfene Laub der Erle dem Boden bis zu 100 kg N/ha und Jahr zugeführt werden. Die Grau- und Schwarz-Erlen wirken oft als Uferschutz gegen Ausspülung und gelten als ökologisch wertvoll.
Die Laubblätter der Erle bieten zahlreichen Falter- und Schmetterlingsarten Lebensraum und Nahrung.
Krankheiten
Die in Mitteleuropa heimischen Erlen-Arten sind durch den ScheinpilzPhytophthora alni gefährdet (Wurzelfäule der Erle).
Allergien
Pollen von Erlen-Arten enthalten mäßig starke bis starke Allergene. Sie neigen stark zur Auslösung von Kreuzallergien mit Birkenpollen.
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Alnus wurde 1754 vom englischen Botaniker Philip Miller in The Gardeners Dictionary...Abridged... 4. Auflage. Volume 1 aufgestellt. Als Lectotypustaxon wurde 1958 Betula alnus var. glutinosaL. durch J. J. Swart festgelegt. Ein Homonym ist AlnusHill. Synonyme für AlnusMill. sind Betula-alnusMarshall, SemidopsisZumagl. nom. superfl., Alnobetula(W.D.J.Koch) Schur nom. superfl., Cremastogyne(H.J.P.Winkl.) Czerep., DuschekiaOpiz, AlnasterSpach, ClethropsisSpach.
Die etwa 41 Erlenarten kommen, mit Ausnahme der Anden-Erle (Alnus acuminata), die in den AndenSüdamerikas heimisch ist, ausschließlich auf der Nordhalbkugel in Eurasien sowie Nordamerika vor. Mehrere Arten sind in Ostasien heimisch.
In der Gattung der Erlen werden etwa 35 Arten unterschieden, die in drei Untergattungen eingeteilt werden:
Untergattung Alnobetula(W.D.J.Koch) Peterm.: Sie enthält Arten aus Nordamerika und Eurasien.
Untergattung Alnus: Sie enthält Arten aus Europa, Ostasien und der Neuen Welt.
Untergattung Clethropsis(Spach) Regel: Sie enthält Arten aus Ostasien und den USA.
Hier die vollständige Auflistung der akzeptierten Arten und Naturhybriden gemäß der World Checklist of Selected Plant Families der Royal Botanic Gardens in Kew:
Alnus acuminataKunth: Von den drei Unterarten kommt eine nur in Mexiko vor und die anderen beiden sind von Mexiko bis ins nördliche Argentinien verbreitet.
Grün-Erle (Alnus alnobetula(Ehrh.) K.Koch, Syn.: Alnus viridis(Chaix) DC.): Die fünf Unterarten gedeihen in den gemäßigten und subarktischen Gebieten der Nordhalbkugel.
Alnus betulifoliaG.Y.Li, Z.H.Chen & D.D.Ma: Die 2019 erstbeschriebene Art kommt in der chinesischen Provinz Zhejiang vor.
Alnus ×hanedaeSugimo. = Alnus firma × Alnus sieboldiana. Sie kommt in Japan vor.
Alnus henryiC.K.Schneid.: Sie kommt in Taiwan vor.
Färber-Erle (Alnus hirsuta(Spach) Rupr., Syn.: Alnus incana subsp. hirsuta(Spach) Á.Löve & D.Löve, Alnus sibirica(Spach) Turcz. ex Kom.): Sie kommt vom südlichen Sibirien bis Japan vor.
Alnus ×hosoiiMizush. = Alnus maximowiczii × Alnus pendula. Sie kommt in Japan vor.
Grau-Erle (Alnus incana(L.) Moench): Die vier Unterarten kommen von Europa bis ins westliche Sibirien und bis zur Türkei und außerdem in Nordamerika vor.
Alnus matsumuraeCallier: Dieser Endemit kommt nur im nördlichen und im zentralen Honshu vor.
Maximowiczs Erle (Alnus maximowicziiCallier, Syn.: Alnus alnobetula subsp. maximowiczii(Callier) Chery): Sie kommt von Russlands Fernem Osten bis Japan und Korea vor.
Alnus ×mayriiCallier = Alnus hirsuta × Alnus japonica. Sie kommt von Russlands Fernem Osten bis Japan und Korea vor.
Rot-Erle (Alnus rubraBong.): Sie ist in Nordamerika von Alaska bis Kalifornien verbreitet.
Runzelblättrige Erle (Alnus rugosa(Du Roi) Spreng., Syn.: Alnus incana subsp. rugosa(Du Roi) R.T.Clausen). Sie wird meist als Unterart zur Grau-Erle (Alnus incana) gestellt.
Alnus serrulata(Aiton) Willd.: Sie ist in Nordamerika vom östlichen Kanada bis zu den östlichen und zentralen Vereinigten Staaten verbreitet.
Erlenholz zählt zu den mittelschweren Holzarten und ist leicht zu bearbeiten, reißt beim Trocknen kaum, ist jedoch nur mäßig witterungsbeständig. Früher wurde Holzkohle aus Erlen zur Herstellung von Schießpulver gebraucht. Aufgrund seiner Zähigkeit sowie seiner verformungsfreien Trocknung wird Erlenholz oftmals im Möbelbau als Ersatz für Kirschbaum-, Nussbaum- oder Mahagoni-Holz verwendet. Auch Veredelungen durch z. B. Polieren oder Beizen sind bei der Verarbeitung von Erlenholz mit glatten Oberflächen möglich. Zudem wird diese Holzart auch häufig beim Bau von Perkussions-Instrumenten (z. B. Rassel), Streich- oder Zupf-Musikinstrumenten gewählt.
Die Schwarzerle kann für die Gewinnung von Energieholz oder für die Wertholzproduktion angebaut werden. Die Erlenholzproduktion ist eine Möglichkeit, nährstoffreiche wiedervernässte Niedermoorstandorte zu nutzen, und zählt deshalb auch zu den Paludikulturen.
Jost Fitschen: Gehölzflora. Bearbeitet von Franz H. Meyer. 10., überarbeitete Auflage. Quelle und Meyer, Heidelberg/ Wiesbaden 1994, ISBN 3-494-01221-0, S. 31–1 bis 31-4.
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↑ abcAlnus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 18. September 2018.
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