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Franz Joseph Gall (* 9. März 1758 in Tiefenbronn bei Pforzheim, Baden; † 22. August 1828 in Montrouge bei Paris, heute Département Hauts-de-Seine) war ein deutscher Arzt und Hirnanatom, der die Phrenologie begründete.
Gall studierte ab 1777 zunächst in Straßburg Medizin, dann ab 1781 unter dem Empiriker Maximilian Stoll in Wien, wo er seine Studien vollendete, 1785 promoviert wurde und bis 1805 blieb. Nach Vortragsreisen durch Europa ließ er sich 1809 in Paris als praktischer Arzt nieder. Mit der Phrenologie (Gallsche Schädellehre) begründete er in den folgenden Jahren die Lehre, dass das Gehirn das Zentrum für alle mentalen Funktionen sei. Außerdem trug er maßgebliche Arbeiten zur Physiognomie bei. Diese Lehre stellt dar, wie persönliche Charakterzüge bzw. Eigenschaften im Gesicht über die Mimik ablesbar sein können. Er entdeckte auch die Faserstruktur des Gehirns. Zudem erarbeitete er mit seiner Kranioskopie die Kraniometrie (Schädelvermessung), durch die sich Gall Schlüsse bezüglich der Gehirnform erhoffte. Er scheiterte jedoch mit dieser Theorie aufgrund dreier Ursachen:
Zu seinen hirnanatomischen bzw. kranioskopischen Untersuchungen sammelte Gall in Wien eine große Zahl von Schädeln, „meist von Irrsinnigen oder Verbrechern“, sowie viele nach der Natur geformte Gipsbüsten bekannter Personen oder von Menschen „mit besonderen Schädelbildungen“.
1801 wies Kaiser Franz II. einen seiner Minister an, die von Gall in dessen Wohnung abgehaltenen Privatvorlesungen, welche gegen die Grundsätze der Moral und Religion „zu schreiten“ schienen, umgehend zu unterbinden. Gall wurde 1805 aus Österreich ausgewiesen und brach dadurch zu einer Europatournee auf, die ihn über München auch durch Augsburg und Frankfurt am Main führte. 1808 erreichte er Paris, wo er seine Lehre weiter zu verbreiten suchte:
Nach anfänglicher Begeisterung des männlichen und weiblichen Publikums schlug diese nach und nach auch in öffentliche Verachtung seiner neuen Lehrtheorie um, mit der er die damalige Welt der Wissenschaft spaltete:
Dieser Hype zog dennoch viele Begehrlichkeiten nach Schädeln von bedeutenden Persönlichkeiten nach sich: Etliche Gräber wurden geplündert – so verschwanden die Schädel von zum Beispiel Joseph Haydn, Betty Roose und René Descartes, oder Einzelteile wie die Schädelplatte des Komponisten Gaetano Donizetti. Nachdem Gall auch in Frankreich die Aufmerksamkeit des Regenten Napoleon Bonaparte erregt hatte, zog er sich um 1820 auf seinen Landsitz in Montrouge bei Paris zurück, wo er bis an sein Lebensende als Praktiker ordinierte. Elemente von Galls Phrenologie gingen auch in die „Positive Schule der Kriminologie“ ein, die Cesare Lombroso in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte.
Bei Galls Weggang nach Paris blieb seine Schädel- und Büstensammlung in Wien zurück. 1824 schrieb Gall an den mit ihm befreundeten Anton Rollett in Baden bei Wien und überließ ihm auf diesem Wege die mittlerweile berühmt gewordene Sammlung für sein Museum, in die nach seinem Tod auch sein eigener Schädel „einverleibt“ wurde.
Von Gall existieren drei Porträtmedaillen:
Personendaten | |
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NAME | Gall, Franz Joseph |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Arzt und Anatom |
GEBURTSDATUM | 9. März 1758 |
GEBURTSORT | Tiefenbronn |
STERBEDATUM | 22. August 1828 |
STERBEORT | Montrouge |