In diesem Artikel wird Homo sacer aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, mit dem Ziel, seine Bedeutung, Häufigkeit und Relevanz heute zu untersuchen. In diesem Sinne werden verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit Homo sacer analysiert, wobei der Schwerpunkt auf seiner Entwicklung im Laufe der Zeit, seinen Auswirkungen auf die Gesellschaft und seinem Einfluss in verschiedenen Bereichen liegt. Ebenso werden relevante Daten, Studien und Überlegungen präsentiert, die es dem Leser ermöglichen, eine umfassende und bereichernde Sicht auf Homo sacer zu erhalten. Von seinen Anfängen bis zu seiner aktuellen Situation und seinen Implikationen im kulturellen, sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Bereich zielt dieser Artikel darauf ab, Licht auf Homo sacer zu werfen und einen Raum für Reflexion und Debatte rund um dieses sehr transzendente Thema zu schaffen.
Homo sacer (lat. heiliger Mensch) ist ein Rechtsbegriff im römischen Strafrecht.
Ein Mensch mit dem Rechtsstatus des homo sacer galt einerseits als vogelfrei und durfte straffrei getötet werden. Andererseits galt er auch als heilig. Aufgrund seiner Heiligkeit durfte er nicht geopfert werden, da er einer bestimmten Gottheit gehörte. Diese Rechtsfigur kam nach einem Eidbruch zum Zuge. Der Eidbrüchige gehörte dadurch der Gottheit, in deren Namen der Eid abgelegt wurde. Wenn er dann getötet wurde, wurde dies als Rache der Gottheit – die ja offensichtlich getäuscht wurde – gesehen.
Nach dem Zwölftafelgesetz (8,21) wird ein Patron, der seine Klienten täuscht, als sacer und damit als vogelfrei und friedlos gebannt. Die damit verbundene Form der willkürlichen Arretierung existierte in ganz Europa bis 1679, als in England die Habeas Corpus Akte eingesetzt wurde, nach der jeder Gefangene innerhalb einer Frist von drei Tagen in persona vor Gericht gestellt werden muss.
In dem Versuch des italienischen Philosophen Giorgio Agamben, das Phänomen totalitärer Ideologien in der Moderne zu entschlüsseln und die Theorie der Biopolitik Michel Foucaults unter dem Aspekt des Ausnahmezustandes weiterzuentwickeln, verwendet er die Figur des homo sacer als Grundlage für die Betrachtungen seiner rechtsphilosophischen Genealogie. Agamben bezieht sich hier auf das Lexikon von Sextus Pompeius Festus.
Enzo Traverso sieht im Anschluss an Hannah Arendt und mit Bezug auf Agamben in der Gestalt des Recht- und Staatenlosen als eines wiedererstandenen Homo sacer eine emblematische Figur der europäischen Krise, die 1914 ausgebrochen sei und sich zu einem Zweiten Dreißigjährigen Krieg ausgeweitet habe.