Jürgen Moltmann (* 8. April 1926 in Hamburg) ist ein evangelischer deutscher Theologe.
Moltmann, der in einer unkirchlichen Familie aufwuchs, geriet als Luftwaffenhelfer am Ende des Zweiten Weltkriegs in britische Kriegsgefangenschaft. Dort ist er nach eigenen Angaben „zum christlichen Glauben gekommen“ und begann noch in Kriegsgefangenschaft ein Studium der Evangelischen Theologie, das er 1948 an der Universität Göttingen fortsetzte. Dort wurde er von Hans Joachim Iwand, Gerhard von Rad und vor allem von Otto Weber beeinflusst, bei dem er eine Dissertation über die Prädestinationslehre des Moyse Amyraut schrieb. Ab 1952 war er Pastor in Bremen-Wasserhorst sowie Studentenpfarrer, bis er 1957, fast zeitgleich mit der Habilitation über Christoph Pezel, einen Ruf auf eine Professur an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal erhielt. 1963 wechselte er an die Universität Bonn. Von 1967 bis zu seiner Emeritierung 1994 arbeitete er als Professor für Systematische Theologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Moltmann war seit 1952 mit der 2016 verstorbenen feministischen Theologin Elisabeth Moltmann-Wendel verheiratet.
Der Theologe verstand sich als linksprogressiv: „Als in der Nachkriegszeit Adenauer und Dibelius die alten Verhältnisse von Staat und Kirche von 1933, die Hitler doch nicht verhindert hatten, restaurierten, schloß ich mich den politik- und kirchenkritischen Nachfolgegruppen der Bekennenden Kirche an.“ Seit 1978 war er Mitglied der Christlichen Friedenskonferenz. Von 1963 bis 1983 war er Mitglied der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung und von 1977 bis 1993 Vorsitzender der Gesellschaft für Evangelische Theologie.
1964 erschien mit Theologie der Hoffnung das Werk, das ihm internationale Anerkennung verschaffte; 1972 Der gekreuzigte Gott, seine stark trinitarisch geprägte Christologie; 1975 Kirche in der Kraft des Geistes, eine Kirchenlehre, welche die christliche Kirche als Gemeinschaft im Geiste Jesu auffasst. Die drei Bücher, obwohl unabhängig voneinander entstanden, wurden später meist als Trilogie angesehen, die jeweils von einem Thema aus (Ostern – Karfreitag – Pfingsten) das Ganze der christlichen Theologie in den Blick nehmen.
Gemeinsam mit Pinchas Lapide veröffentlichte er zwei Dialoge zum Verhältnis von Monotheismus und Trinitätslehre (1979) und von Israel und Kirche (1980).
Zwischen 1980 und 1995 erschienen in fünf Bänden seine Systematischen Beiträge zur Theologie, in denen er das gesamte Gebiet der Dogmatik neu bearbeitete:
Wie nachgeholte Prolegomena zu diesem dogmatischen Entwurf veröffentlichte Moltmann 1999 seine Erfahrungen theologischen Denkens. Wege und Formen christlicher Theologie, eine stark autobiographisch geprägte Rechenschaft über die Grundlagen und Methoden seines theologischen Denkens. 2006 ließ er ihr seine Autobiographie Weiter Raum. Eine Lebensgeschichte folgen.
Die „Ökologische Schöpfungslehre“ geht von dem Bild der „Shechina“, der „Einwohnung“ Gottes in seiner Schöpfung aus. Es ist ein Standardwerk der Schöpfungstheologie und der nachfolgenden Ökotheologie vorwiegend im englischen Raum (Celia Deane-Drummond). „Schöpfung“ interpretiert Moltmann als messianisches Einwohnen Gottes in seinem eigenen Haus (oikos). Es geht für den gläubigen Menschen um Gemeinschaft und Partizipation an den guten Gaben der Schöpfung.
Neben diesen und weiteren Monographien schrieb Moltmann zahlreiche Aufsätze, gesammelt in Perspektiven der Theologie (1968), Umkehr zur Zukunft (1970), Neuer Lebensstil. Schritte zur Gemeinde (1986), Gott im Projekt der modernen Welt (1997), Wissenschaft und Weisheit. Zum Gespräch zwischen Naturwissenschaft und Theologie (2002), „Sein Name ist Gerechtigkeit“. Neue Beiträge zur christlichen Gotteslehre (2008) und In der Geschichte des dreieinigen Gottes. Beiträge zur trinitarischen Theologie (2010). Viele seiner Bücher wurden übersetzt, u. a. ins Englische, Spanische, Portugiesische, Polnische, Niederländische, Italienische, Japanische und Koreanische.
Moltmann begreift seine Theologie immer auch als politisch verantwortlich (im Sinne der politischen Theologie von Johann Baptist Metz, dessen Entwurf von Moltmanns Theologie der Hoffnung beeinflusst wurde). Wer hoffe, könne nicht schlafen, der müsse anpacken, ist seine Grundeinstellung. Hoffnung mache aktiv und wach.
1987 wurde Moltmann mit dem Sexauer Gemeindepreis für Theologie, 1994 mit dem Ernst-Bloch-Preis und 2000 mit dem Grawemeyer Award für Religion geehrt. 1984/85 durfte er die Gifford Lectures in Edinburgh halten. 2001 erhielt er von Ministerpräsident Erwin Teufel die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Zu seinem 80. Geburtstag wurde er vom damaligen orthodoxen Erzbischof und Metropolit von Moldau und Bukowina, Daniel Ciobotea, mit dem „Moldawischen Kreuz“ ausgezeichnet.
Von insgesamt 16 Universitäten (darunter University of St Andrews, Katholieke Universiteit Leuven, University of Nottingham, Universität Alexandru Ioan Cuza Iași, Duke University, Emory University und Universität Pretoria) erhielt er die Ehrendoktorwürde.
Jürgen Moltmann hat zahlreiche Dissertationen und Habilitationen betreut. Zu seinem Schülerkreis gehören:
Zu seinen Assistenten in Tübingen gehörten Karl-Adolf Bauer, Gerhard Marcel Martin, Konrad Stock, Reiner Strunk und Rudolf Weth.
Personendaten | |
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NAME | Moltmann, Jürgen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Theologe |
GEBURTSDATUM | 8. April 1926 |
GEBURTSORT | Hamburg |