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Film | |
Titel | Johanna, die Jungfrau |
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Originaltitel | Jeanne la Pucelle |
Produktionsland | Frankreich |
Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahr | 1994 |
Länge | 335 Minuten |
Stab | |
Regie | Jacques Rivette |
Drehbuch | Dialoge: Pascal Bonitzer, Dialoge: Christine Laurent |
Produktion | Martine Marignac (Pierre Grise Prod.) |
Musik | Jordi Savall, Guillaume Dufay |
Kamera | William Lubtchansky |
Schnitt | Nicole Lubtchansky |
Besetzung | |
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Johanna, die Jungfrau (Originaltitel: Jeanne la Pucelle) ist ein zweiteiliger Film von Jacques Rivette aus dem Jahr 1994. Die zwei Teile tragen die Titel Der Kampf (original: Les Batailles; Länge 159 Minuten) bzw. Der Verrat (original: Les Prisons; Länge 176 Minuten).
Der erste Teil des Films schildert die Geschichte Jeanne d’Arcs chronologisch von Mitte Januar 1429, Aufenthalt in Vaucouleurs, bis zum 8. Mai 1429, Sieg über die Engländer bei Orléans.
Fünf lange Sequenzen gliedern den ersten Teil. – „Vaucouleurs“: Aufenthalt Jeannes im Haus des Wagners Henri Le Royer und seiner Frau Catherine; ihre Versuche, den Festungskommandanten Robert de Baudricourt von ihrer Mission, die ihr von den Stimmen dreier Heiliger aufgetragen sei, zu überzeugen; Glaubensprüfung durch einen Priester; schließlich die Zustimmung de Baudricourts, eine Eskorte unter der Leitung von Jean de Metz zusammenzustellen, die Jeanne zum Schloss von Chinon, wo der Dauphin Karl VII. residiert, geleiten soll. – „Die erste Etappe“: Begleitet von der von Jean de Metz geleiteten Eskorte erreicht Jeanne nach 10-tägigem Ritt Sainte-Catherine-de-Fierbois im Arrondissement Chinon. Sie diktiert einen Brief an den Dauphin Karl VII. und wird nach zwei Tagen vorgelassen. – „Chinon“: Audienz Jeannes beim Dauphin; sie nennt vor dem Hofstaat die Ziele ihrer Mission: Kampf gegen die Engländer, die Orléans belagert halten, und Krönung des Dauphins, Karls VII., zum König von Frankreich in Reims; nach einer Unterredung unter vier Augen stimmt der Dauphin zu; Jeanne erhält einen persönlichen Pagen, den jungen Louis de Coutes; ihre erste Begegnung mit einem ihrer späteren Kampfgefährten, Jean d'Alençon; Vertraute des Königs, unter ihnen La Trémoille, setzen durch, dass vor bewaffneten Aktionen eine Prüfung Jeannes durch Vertreter der Kirche stattfindet. – „Poitiers“: Drei Wochen lang ziehen sich die Befragungen durch kirchliche Geistliche und Theologen hin; man verlangt, dass, wenn doch die von ihr vernommenen Stimmen die Heiliger seien, sie das mit einem „Zeichen“ beweise; Jeanne entgegnet, sie sei nicht aufgebrochen, um in Poitiers „Zeichen“ zu liefern, das werde sie in Orléans tun; schließlich stimmt man dem Waffengang zu. – „Orléans“: Vor Orléans, in Sichtweite der Engländer, trifft Jeanne mit Hauptleuten der französischen Truppen zusammen – u. a. mit Jean de Dunois, dem „Bâtard d’Orléans“, und „La Hire“; sie will schnell handeln, wird aber zunächst einmal hingehalten; am 7. Mai 1429 werden die Belagerer schließlich angegriffen; Jeanne wird verletzt, setzt aber später den Kampf fort; am 8. Mai wird die Belagerung aufgegeben, die Engländer ziehen ab.
Der zweite Teil des Films schildert die Geschichte Jeanne d’Arcs chronologisch vom 11. Mai 1429, Aufenthalt auf dem Königssitz in Loches, bis zum 30. Mai 1431, Tod auf dem Scheiterhaufen in Rouen.
Sechs lange Sequenzen gliedern den zweiten Teil. – „Loches“: Auf seinem Schloss in Loches hat der Dauphin Karl VII. Berater, das sind La Trémoille, Hauptleute seiner Armee und Jeanne, versammelt; es geht um die Frage, wie weiter vorgegangen werden soll: zunächst versuchen, die Beauce und die Normandie zurückzuerobern, oder den direkten Weg nach Reims einschlagen, um dort Karl VII. zum König zu krönen. Jeanne setzt sich durch. – „Weg nach Reims“: Sieg über die englische Armee bei Patay: Krönung und Salbung von König Karl VII. in der Kathedrale von Reims. – „Vor Paris“: Eine Truppe des Königs, zu der Jeanne und der Duc d'Alençon gehören, lagert bei La Chapelle; der Angriff auf das besetzte Paris wird vorbereitet; beim ersten Angriff auf die Festungsmauer von Saint-Denis wird Jeanne verletzt, der Angriff wird abgebrochen; als am nächsten Tag ein neuer Angriff gewagt werden soll, treffen Emissäre des Königs ein und verkünden, dass kein Angriff auf Paris stattfinden darf; Rückzug ins Lager; wichtige Männer, die Jeanne unterstützten, „La Hire“ und der Duc d'Alençon, verlassen die Truppe. – „Der lange Winter 1430“: Fast ein halbes Jahr verbringt Jeanne im Schloss von Sully-sur-Loire, das dem Berater des Königs, La Tremoille, gehört, und ist zum Nichtstun verurteilt; ihre Begegnung mit der seltsamen Catherine de La Rochelle, die behauptet, Gesichte zu haben. – „Margny und Beaurevoir“: Beim Versuch der Befreiung von Compiègne gerät Jeanne mit ein paar ihrer Vertrauten in eine Falle; von Jean de Luxembourg wird sie gefangen genommen und ins Schloss Margny gebracht, wo sie Philippe le Bon, Duc de Bourgogne und direkter Widerpart Karls VII., begegnet; den Herbst 1430 verbringt sie als Gefangene Jean de Luxembourgs auf Schloss Beaurevoir; dessen Frau, Jeanne de Béthune, und dessen Tante, Jeanne de Luxembourg, sind Jeanne d'Arc durchaus wohlgesonnen, aber im Dezember 1430 liefert Jean de Luxembourg sie an die Engländer aus; auch in Beaurevoir, Jeannes erste Begegnung mit ihrem großen Widersacher im späteren Prozess in Rouen, Pierre Cauchon. – „Rouen“: Die letzten Tage im Leben Jeanne d'Arcs; nach dem mehrmonatigen Prozess wird im Innenhof einer Schlossanlage das Urteil gesprochen: entweder Jeanne schwört, sich zukünftig keiner Häresie mehr schuldig zu machen (eine Häresie, die nach Auffassung der katholischen Geistlichen u. a. darin bestand, dass sie Männerkleidung trug), oder sie werde hingerichtet durch Verbrennen; in ihrer Not spricht Jeanne die Sätze des Schwurs nach; zurück im Kerker fallen englische Wächter über sie her; sie legt wieder Männerkleidung an; am 30. Mai 1431 wird Jeanne d'Arc auf der Place du Vieux-Marché von Rouen verbrannt.
Den Plan zur Verfilmung der Geschichte Jeanne d'Arcs hatte Rivette schon seit längerer Zeit. Schon vor Beginn der Dreharbeiten seines Films La Belle Noiseuse (Die schöne Querulantin), 1990, traf er Sandrine Bonnaire, um sie zu fragen, ob sie die Rolle der Jeanne d'Arc übernehmen würde. Als sie zusagte und La Belle Noiseuse in den Kinos angelaufen war, begannen die Vorbereitungen: Intensive Gespräche mit den Dialog-Autoren Pascal Bonitzer und Christine Laurent, oft auch zu viert, mit Sandrine Bonnaire dabei, erste Entwürfe für den Aufbau des Films, die immer konkreter wurden, deren Episoden und Sequenzen sich aber auch immer auf dem Prüfstand befanden, ob sie überhaupt szenisch realisiert werden sollten oder in die nur gesprochenen „Bezeugungen“ ausgelagert werden sollten. Noch die Anfang 1993 veröffentlichte Sequenz-Gliederung von Bonitzer, Laurent und Rivette, als die erste Hälfte der Dreharbeiten schon abgeschlossen war, weicht in vielen Einzelheiten vom fertigen Film ab – bis zu der Entscheidung, wo in der Chronologie die Trennung des ersten („Der Kampf“) vom zweiten Teil des Films („Der Verrat“) zu setzen sei: Im Entwurf bei der Königskrönung in Reims, im fertig montierten Film nach dem Kampf in Orléans.
Die Dreharbeiten fanden im September und Oktober 1992 sowie im Februar, März und April 1993 statt. – Einige der Drehorte waren:
Die Musik des Films besteht aus Bearbeitungen mittelalterlicher Musik, u. a. Kompositionen Guillaume Dufays, von Jordi Savall. Dabei dominiert ein musikalisches Thema, das in verschiedenen Variationen anklingt: die anonyme Komposition L’homme armé. Die Aufnahmen fanden im September 1993 im „Arsenal de Metz“ statt und wurden eingespielt mit dem Ensemble Hespèrion XX und der Capella Reial de Catalunya. Nicht alle der dort entstandenen Aufnahmen wurden von Rivette für die Filmmusik berücksichtigt, andere nur in kurzen Ausschnitten.
Der Kinostart von Jeanne la Pucelle war in Frankreich am 9. Februar 1994. Unmittelbar darauf lief der Film in der Sektion „Panorama“ der Berlinale 1994.
Die Bandbreite der Rezeption des Films in Feuilletons deutscher Zeitungen und Zeitschriften, von eher negativen bis zu sehr positiven Bewertungen, zeigen beispielhaft zwei Rezensionen:
In „Die Zeit“ vom 25. Februar 1994, also direkt nach der Premiere auf der Berlinale, schrieb Christiane Peitz: „(Rivette) zeigt nur das Diesseits: grauer Himmel, stumpfe Ritterrüstungen. Sandrine Bonnaire lacht zu laut, schlenkert mit den Armen und heult bei der ersten Wunde los wie ein Kleinkind. In früheren Filmen wahrte Rivette immer ein Geheimnis und machte deutlich, daß es etwas gibt, das er nicht zeigen kann. ... Diesmal will er uns weismachen, daß es gar kein Geheimnis gibt. Das Mysterium reduziert er auf ein Nichts; Wunder geschehen wie von selbst. Aber das Gewöhnliche an der Heiligen Johanna wird erst dann zum Faszinosum, wenn sich ihre Außerordentlichkeit wenigstens ahnen läßt. Kein Bild also von Jeanne.“
Ein paar Monate später, zum Start des Films in den deutschen Kinos, hieß es in „Der Spiegel“ vom 28. August 1994: „Wer immer die Geschichte der Jeanne d'Arc neu auflegt, muß bedenken, daß er vor allem die Chronik eines legendären Todes erzählt. Wenn sich heute einer trotzdem an ihren Lebenslauf heranwagt, der schon etwa 40mal verfilmt wurde, dann sollte er einen guten Grund dafür haben: einen brennenden Gedanken, einen Eifer, der die unschuldige Heldin aus der Gruft der Geschichtsbücher herausreißt. Den hatte Jacques Rivette, der große alte Querulant des französischen Films. ... Rivette erzwingt eine Unmittelbarkeit des Sehens. Seine Bilder rufen: Seht her, wir zeigen euch die Welt. Ihr braucht nur ein wenig Lust und viel Geduld. Mit erhabener Ruhe reiht er die Szenen aneinander, läßt sie zu einer mittelalterlichen Schwere finden. Johanna, die Jungfrau feiert die Langsamkeit, bis sie hypnotisch wirkt: Kino als Trance.“