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Die Lackminiaturen aus Palech (russisch Палехская миниатюра, transkribiert Palechskaja miniatjura) sind traditionelle russische Lack-Miniaturmalereien in Eitemperafarben auf Pappmaché. Benannt sind diese Erzeugnisse des russischen Kunsthandwerks nach der Ortschaft Palech.
Gewöhnlich werden Schatullen, Schachteln, Dosen, bauchige Tonnenkrüge, Tafeln, Broschen, Platten, Aschenbecher, Krawattennadeln, Anstecknadeln, Kerzenständern, Salzfässchen und andere Gebrauchsgegenstände mit dieser dekorativen Lackminiaturmalerei verziert.
Noch vor den Zeiten von Peter I. war Palech für seine Ikonenmaler bekannt. Die Entstehung der Palecher Ikonenmalerkunst wird ab dem 16. Jahrhundert vermutet. Anfang des 18. Jahrhunderts etablierte sich hier bereits ein eigenständiger Stil der Ikonenmaler, der unter anderem an Traditionen des alten Susdaler Staates anknüpfte. Die Blütezeit der Ikonenmalerei aus Palech lag im 18. und Ende des 19. Jahrhunderts. Der lokale Ikonenmalstil („Palecher Manier“) entwickelte sich unter dem Einfluss der Moskauer Schule, der Nowgoroder Schule, der Storoganower Schule und der Jaroslawer Schule. Die Künstler von Palech beschäftigten sich außer mit der Ikonenmalerei auch mit der monumentalenen Malerei, waren auch an der Ausgestaltung und der Renovierung von Kirchen und Kathedralen beteiligt – unter anderem dem Facettenpalast, dem Moskauer Kreml, dem Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad und dem Nowodewitschi-Kloster.
Nach der Oktoberrevolution 1917 ging die Ikonenmalerei in Palech im Zusammenhang mit der staatlichen antireligiösen Kampagne der Kommunisten stark zurück und hörte zeitweilig fast auf zu existieren. Die Künstler aus Palech mussten sich unter den veränderten gesellschaftlichen Gegebenheiten neue Themengebiete suchen und von der Darstellung sakraler Themen der Ikonenmalerei zu weltlichen Darstellungen übergehen. Die Künstler gründeten 1918 die Künstlergenossenschaft (Artel) Palech, die sich mit der Malerei auf Holz und später auch mit Lackminiaturen beschäftigte. Lackminiaturen auf Pappmaché wurden in Palech erstmals 1923 angefertigt. Damals lernten die Künstler aus Palech das neue Material Pappmaché kennen, das dann für das ganze Jahrhundert zur Malgrundlage für die Lackminiaturen aus Fedoskino wurde. Die Künstler eigneten sich den Umgang mit dem neuen Material an und übertrugen darauf den traditionellen Malstil und die Stilistik für Holzikonen mit Temperafarben. Die ersten Miniaturen auf Pappmaché aus Palech wurden als Auftragsarbeit für das Kunsthandwerksmuseum in Moskau ausgeführt.
Die Arbeiten wurden 1923 auf der Moskauer Ausstellung des Kunsthandwerks ausgestellt und erhielten ein Diplom zweiten Grades. Auch auf der Landwirtschaftsausstellung 1924 wurden die Lackminiaturen aus Palech vorgestellt. 1925 stellten die Miniaturmaler aus Palech mit Erfolg auf der Weltausstellung in Paris aus.
Der Begründer der modernen Palecher Miniaturmalerei war Iwan Iwanowitsch Golikow (Иван Иванович Голиков); (* 1887; † 1937) Er hatte im Moskauer Atelier von Aleksandr Aleksandrowitsch Glasunow (Глазунов Александр Александрович) seine erste Arbeit im sogenannten Palecher Stil gemalt. Golikow war von Palech nach Moskau gereist und sah dort Lackminiaturen aus Fedoskino im Museum für Kunsthandwerk. Glasunow, ein Verwandter von Golikow, gründete dann Werkstätten, in denen außer Golikow auch I. P. Wakurow, A. W. Kotuin und I. W. Markitschew arbeiteten.
Am 5. Dezember 1924 schlossen sich sieben Künstler aus Palech zur Genossenschaft für Altrussische Malerei (Артель древней живописи, Artel) zusammen. Dieses Datum gilt als Gründungstag der neuen Kunstgattung der Palecher Lackminiatur-Malerei. Die Gründungsmitglieder waren:
Später schlossen sich ihnen noch die Künstler
an.
In den 1930er Jahren wurden auch politische Themen zum Sujet der Miniaturmalerei: so wurden die gesellschaftlichen Umwälzungen nach der Oktoberrevolution positiv dargestellt und der Ruhm der Roten Armee im Bürgerkrieg und später im Zweiten Weltkrieg wurde verherrlicht. Die Elemente des sozialistischen Realismus und der Ikonenmalerei wurden dabei miteinander vermischt.
Der Künstlerverband von Palech wurde 1932 gegründet. Das Artel wurde 1935 in die Künstlergenossenschaft von Palech umgewandelt. 1954 wurde das Artel abgelöst von der neu gegründeten „künstlerischen Produktionswerkstatt Palech“, die vom Kunstfonds der UdSSR gegründet wurde. Heute ist die Kunst der Miniaturmalerei in Palech noch lebendig. Es gibt kleine Ateliers mit selbstständigen Künstlern in Palech. Der Russland-Kunstfonds hält in Palech Workshops ab. Es gibt jedoch keine staatliche Künstlergenossenschaft mehr, die Ausstellungen finanziert. Die Künstler arbeiten nicht mehr unter einem für Authentizität und Qualität bürgenden Markennamen Palech. Viele Künstler haben die Miniaturmalerei aufgegeben und sich wieder der Ikonenmalerei und der Sakralkunst zugewendet.
Die Arbeiten der Meister aus Palech werden in zahlreichen Museen Russlands und im Ausland ausgestellt. Das staatliche Kunstmuseum in Palech beherbergt mit über 2000 Arbeiten die größte Sammlung dieser Lackminiaturen. Es wurde 1935 auf Veranlassung von Maxim Gorki eröffnet.
1928 wurde in Palech eine Berufsschule für alte Malerei gegründet. Die Ausbildung dauerte vier Jahre. 1935 wurde die Schule in ein Kunst-Technikum (mittlere Berufsschule) umgewandelt und in das System des Allrussischen Komitees für Kunst integriert und erhielt den Namen Maxim-Gorki-Kunstschule Palech (Палехское художественное училище имени А.М.Горького).
Die Technologie der Herstellung der Pappmaché-Schatullen und der Lackiertechnik wurde aus Fedoskino übernommen, wo bereits vorher die Lackminiaturen von Fedoskino hergestellt wurden.
Die typischen Motive der Miniaturen aus Palech wurden folkloristische Alltagsszenen und Motive aus literarischen Werken der russischen Klassiker, Märchenszenen, Bylina (altrussischen Heldenepen) und Liedern. Die Bilder werden meist auf schwarzem Hintergrund gemalt und mit Gold verziert. Die Bilder bedecken die Deckel der Schatullen meist vollständig, oft auch noch die Seiten.
Typische Charakteristika der Maler aus Palech sind: