In der heutigen Welt ist Urbane Landwirtschaft für viele Menschen in verschiedenen Bereichen zu einem Thema von großer Relevanz und Interesse geworden. Ob im wissenschaftlichen, kulturellen, sozialen oder persönlichen Bereich, Urbane Landwirtschaft hat einen erheblichen Einfluss auf die Art und Weise gehabt, wie wir verschiedene Aspekte des täglichen Lebens angehen. Sein Einfluss erstreckt sich über die ganze Welt und seine Bedeutung nimmt stetig zu. In diesem Artikel werden wir die Rolle von Urbane Landwirtschaft in unserer heutigen Gesellschaft im Detail untersuchen und ihre Implikationen und Auswirkungen in verschiedenen Kontexten untersuchen.
Urbane Landwirtschaft (engl. urban agriculture oder urban farming) ist ein Oberbegriff für verschiedene Weisen der primären Lebensmittelproduktion in städtischen (urbanen) Ballungsgebieten und deren unmittelbarer Umgebung für den Eigenbedarf der jeweiligen Region. Er umfasst neben städtischen Formen des Gartenbaus auch Tierhaltung in urban geprägten Gebieten. Der Begriff geht über die bekannten Formen des urbanen Gartenbaus (Hausgarten, Kleingarten, Grabeland) hinaus und beinhaltet z. B. auch Ackerbau, Tierhaltung (Geflügel, Hauskaninchen, urbane Imkerei oder Aquakultur/Aquaponik), sofern sie im Stadtgebiet und peri-urbanen Zonen betrieben werden. Dabei sind die Formen urbaner Landwirtschaft an keine besondere Rechtsform (privat, gemeinschaftlich) oder sozioökonomische Intention (Selbstversorgung, Marktproduktion, sozialer Tausch) gebunden.
Der Begriff ist in neuerer Zeit von Frank Lohrberg (RWTH Aachen) geprägt worden, um die landwirtschaftliche Nutzung in der sogenannten Zwischenstadt und in Verdichtungsräumen (Grüngürtel Frankfurt, Ruhrgebiet) zu beschreiben. Die Idee geht aber auf Überlegungen zur städtischen Nahrungsproduktion in den 1920er Jahren von Leberecht Migge zurück. Lohrberg bezieht sich in seinen Ideenvorbildern auch auf die Gartenstadt, ein Städtebau-Modell von Ebenezer Howard (1898).
Häufig wird urban farming synonym mit urban gardening verwendet, ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch in der Größenordnung: während urbaner Gartenbau von Teilgruppen der Gesamtbevölkerung zum Zwecke der Selbstversorgung betrieben wird, hat urbane Landwirtschaft das Ziel – auch auf kommerzieller Basis – Produkte für die Gesamtbevölkerung zu liefern. Zudem schließt, wie eingangs erwähnt, urbane Landwirtschaft auch wenigstens theoretisch die Zucht von (Klein)vieh in städtischem Gebiet explizit mit ein.
Bei prognostizierten 9,5 Milliarden Erdbewohnern im Jahre 2050 und einem Existenz-Minimum von 6.280 kJ (= 1.500 kcal) pro Tag, müsste die herkömmliche landwirtschaftliche Fläche zusätzlich um 850 Millionen Hektar wachsen. Diese Fläche steht nicht zur Verfügung. Alternative Flächen und Räume müssen zum Zwecke der Ernährungssicherung in Betracht gezogen werden.
Urbane Landwirtschaft erlebt in den letzten Jahren wieder erwachendes Interesse aufgrund folgender Aspekte:
Neben der (Teil-)Versorgung mit lokal angebauten Produkten hat das Gärtnern in der Stadt noch weitere Effekte: Verbesserung des städtischen Mikroklimas, Beitrag zur Artenvielfalt, nachhaltige Stadtentwicklung sowie Bildung und Sensibilisierung für nachhaltige Lebensstile. Gemeinschaftliches Gärtnern fördert Begegnung und Engagement für den Stadtteil. Urban farming ist ein moderner Aspekt der alten Idee der Subsistenzwirtschaft.
Kaum ein Stadtbild kommt ohne Pflanzen aus, diese dienen allerdings bisher in den meisten Fällen nichtproduktiven Zwecken. Während in den weit verbreiteten botanischen Gärten Pflanzenvielfalt in Einzelbeispielen zu Bildungszwecken dargestellt wird, dienen Stadtparks vor allem der Naherholung. Zwar dienen diese beiden Formen nicht der Nahrungsmittelproduktion, unterstützen aber bereits – quasi im Nebeneffekt – die städtische Lebensqualität durch ihre Sauerstoffproduktion, die gleichzeitige Verringerung des CO2 – Anteils durch Photosynthese, die Anfeuchtung der Atemluft durch Verdunstung, die Staubfilterung, die Lärmschutzwirkung durch Schalldämmung, die günstige Beeinflussung des Mikroklimas etc. All diese vorteilhaften Funktionen werden natürlich auch von Nutzpflanzen geleistet.
Traditionelle Vorformen des Urban Farming finden sich bereits mit den beliebten Kleingärten (Schrebergärten). Nicht auf Städte beschränkt, wiewohl dort populärer als in individualisierten ländlichen Regionen ist die Idee des Gemeinschaftsgartens (Community Garden) zur gemeinsamen Bewirtschaftung. Eine spezielle Form des Gemeinschaftsgartens im Sinne von Integration und Inklusion sind Interkulturelle Gärten.
Technisch gesehen ist die größte Herausforderung für Nutzpflanzenanbau in Städten natürlich die mangelnde Fläche und die fehlende Sonneneinstrahlung zwischen Häuserfluchten, diesem Problem wurde in der Vergangenheit sporadisch bereits durch die Bepflanzung von Balkonen (Balkonpflanzen) oder die Nutzung von Dachflächen als Anlagefläche von Dachgärten begegnet.
Neben diesen Formen der Naturalienproduktion in der Stadt haben sich in den letzten Jahren genuine (Vor-)Formen urbaner Landwirtschaft entwickelt, bei denen auch nicht-private Flächen mit in die Planung einbezogen werden: