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Film | |
Titel | Quo Vadis, Aida? |
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Produktionsland | Bosnien-Herzegowina, Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen, Rumänien, Niederlande, Norwegen |
Originalsprache | Bosnisch, Englisch, Niederländisch |
Erscheinungsjahr | 2020 |
Länge | 103 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Jasmila Žbanić |
Drehbuch | Jasmila Žbanić |
Produktion | Ewa Puszczyńska, Damir Ibrahimović, Jasmila Žbanić |
Musik | Antoni Łazarkiewicz |
Kamera | Christine A. Maier |
Schnitt | Jarosław Kamiński |
Besetzung | |
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→ Synchronisation |
Quo Vadis, Aida? (auch: 11th of July) ist ein Spielfilm aus dem Jahr 2020 von Jasmila Žbanić. Das Kriegsdrama behandelt den Völkermord von Srebrenica als Thema. An der internationalen Koproduktion waren Produktionsgesellschaften aus den acht Ländern Bosnien-Herzegowina, Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen, Rumänien, den Niederlanden und Norwegen beteiligt.
Bei seiner Veröffentlichung erhielt das Werk Lob seitens der Fachkritik sowie zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter drei Europäische Filmpreise und eine Oscar-Nominierung.
Aida ist im Juli 1995 in Srebrenica als Übersetzerin für die Vereinten Nationen tätig. Nach der Machtübernahme durch die bosnisch-serbische Armee gehört ihre Familie zu den tausenden Bürgern, die versuchen im örtlichen UN-Hauptquartier Schutz zu finden. Im Zuge der Verhandlungen muss Aida Informationen mit fatalen Auswirkungen übersetzen.
Die Geflüchteten, die es ins innere der Basis geschafft haben, sind eng zusammengepfercht und verzweifelt. Als die niederländischen UN-Soldaten einen Einlassstopp verhängen, bleiben viele ausgesperrt, darunter zunächst auch Aidas Familie. Während Aida auf der Suche nach ihrer Familie gestresst durch die Basis hastet, dabei immer wieder zum übersetzen herangezogen wird, fragen mehrere Bekannte sie was geschehe und was sie tun sollen. Sie antwortet selbst ratlos zu sein, betont aber mehrmals, dass die Basis sicher sei.
Der niederländische Major Franken versucht derweil unter den geflüchteten Zivilisten irgendjemanden zu finden, der sie in Verhandlungen mit dem bosnisch-serbischen General Mladić vertreten soll. Aida schafft es ihren Mann und ihre Söhne nachts in die Basis zu bringen, indem sie Major Franken überredet ihren Mann verhandeln zu lassen, was dieser widerwillig akzeptiert. Ihre Söhne spielen jedoch bald darauf mit dem Gedanken die Basis wieder zu verlassen und sich einer Kolonne anzuschließen, die versucht durch die Wälder freies Territorium zu erreichen. Aida drängt sie diesen Plan zu verwerfen, hier seien sie am sichersten. Einer ihrer Söhne zeigt später immer stärkere Stresssymptome.
Am nächsten Tag tritt Mladić im Hotel Fontana, wie zuvor schon in den Straßen Srebrenicas, triumphal und herrisch auf. Er setzt sowohl die bosniakischen Vertreter als auch Karremans unter psychischen Druck, horcht sie aus und diktiert die Bedingungen. Oberstleutnant Karremans muss der Inszenierung ohnmächtig zusehen, während er durchzusetzen versucht, die angekündigte "Evakuierung" zumindest planen und beaufsichtigen zu dürfen. Währenddessen versuchen bosnisch-serbische Soldaten die UN-Basis zu betreten, bauen vor den überforderten, jungen UN-Wachen am Eingang eine Drohkulisse auf und machen sich über eine Soldatin lustig. Karremans, ebenfalls bedroht im Angesicht von Mladić, befiehlt dem rangniedrigeren Franken per Funk die Soldaten hereinzulassen, obwohl dieser auf die Schutzzone verweist. Der Anführer der Truppe schikaniert die Geflüchteten, darunter auch Aidas Söhne.
Während die Lage immer angespannter wird, bedarf es immer größerer Anstrengung von Aida, ihre eigene Familie zu schützen. Sie stößt immer wieder auf Widerstand des UN-Personals, das auf die Einhaltung von Regeln pocht und betont, alle würden eine Sonderbehandlung verlangen, wenn ihre Familie eine bekomme. Karremans wird am Telefon mit seinen Vorgesetzten derweil immer ungeduldiger und beginnt zu schreien, als er erfährt, die gesamte, ihm vorgesetzte Befehlskette sei im Urlaub. Die andere Seite legt daraufhin offenbar auf. Später sagt er seinen Soldaten es werde doch keine Luftschläge geben, die Strategie sei die Serben nicht zu reizen.
Nach den Verhandlungen ist Aidas Mann zuversichtlich, dass Mladić Wort halten würde. Eine Ökonomin, die ebenfalls anwesend war, entgegnet die Verhandlung sei eine Farce gewesen und Mladić hätte seinen tatsächlichen Plan längst gefasst.
Die Lage spitzt sich weiter zu, als Mladić's Truppen tatsächlich entgegen der vorherigen Abmachungen Fakten schaffen. Sie beginnen die Geflüchteten zu selektieren und in Busse zu verfrachten. Dabei werden die Geflüchteten rassistisch beleidigt, geschlagen und Familien gewaltsam getrennt. Die UN-Soldaten sehen zu oder leisten indirekt Hilfe. Oberstleutnant Karremans protestiert, aber kann Mladić nicht hindern. Dieser stellt sich in einen Bus voller Frauen und sagt er schenke ihnen das Leben, ihre Leute seien schuld am Krieg, nicht er. Wie bereits bei den Verhandlungen im Hotel kommandiert er dabei permanent einen Kameramann ihn zu filmen.
Nachdem die Menschen vor der Basis deportiert wurden, beginnt die UN mit der Räumung des Inneren, Aida muss den Befehl widerwillig übersetzen. Sie beginnt Dokumente zu vernichten, aus Angst sie könnten von den serbischen Soldaten genutzt werden, um Menschen zu identifizieren oder Zivilisten zu Soldaten zu erklären. Darunter Familienfotos und ein Buch, in dem ihr Mann jeden Kriegstag handschriftlich dokumentiert hatte.
Eine UN-Soldatin beobachtet derweil erste Erschießungen, die sich schnell herumsprechen und für noch mehr Panik sorgen. Aida versucht immer verzweifelter ihre Familie zu retten, zunächst indem sie versucht ihre Namen auf eine UN-Evakuierungsliste zu bekommen. Karremans schließt sich in einem Raum ein und möchte in Ruhe gelassen werden, Franken wehrt Aida ab und macht vage Versprechungen.
Vor der Basis trifft Aida einen ehemaligen Schüler, der nun bosnisch-serbischer Soldat ist. Er erkundigt sich nach Aidas Söhnen, sie ist verängstigt und behauptet dieser sei mit den anderen Männern durch den Wald geflohen. Außerdem solle er seine Eltern grüßen. Als Aida endgültig bemerkt, dass ausnahmslos alle Geflüchteten die Basis verlassen müssen und ihre Familie nicht mit dem UN-Personal evakuiert werden kann, versucht sie immer verzweifelter ihre Familie auf irgendeine Weise zu schützen. Sie bittet zunächst verschiedene Leute sie aus der Basis zu schmuggeln. Ein UN-Arzt sagt seine Verletztentransporte seien nie im Krankenhaus angekommen und er befürchte das Schlimmste. Danach versucht sie ihre Familie zwischen zu transportierenden Gütern zu verstecken und bringt sie, jeglicher Optionen beraubt, schließlich hektisch in eine dunkle Ecke der Basis.
Dennoch wird ihre Familie kurz darauf herausgeführt. Aida fleht Major Franken an dies zu verhindern. Dieser sagt er habe ihren Mann auf die Liste setzen können, da er verhandelt habe, die Söhne jedoch nicht. Die Eltern bitten Franken schließlich wenigstens einen der beiden Söhne noch zu retten. Als dies scheitert, geht auch der Vater mit den Söhnen auf einen Laster, mit dem die Serben die Männer zusammengepfercht und in kniender Haltung deportieren. Aida möchte mit ihnen gehen, ihr Mann drängt sie jedoch beim UN-Personal zu bleiben und verspricht auf die Söhne aufzupassen. Aida versucht schreiend ihnen zu folgen, während ihr ehemaliger Schüler sie zurückhält.
Ihr Mann und ihre Söhne werden schließlich zusammen mit vielen anderen bosniakischen Männern in einer Turnhalle von den bosnisch-serbischen Soldaten ermordet.
Nach einem Zeitsprung besucht Aida in ihrer früheren Wohnung eine Frau, die dort nach den Vertreibungen eingezogen ist. Aida fragt sie nach Bildern ihrer Familie, sie gibt ihr eine kleine Tasche und sagt sie habe gedacht, niemand würde die Wohnung mehr beanspruchen. Nachdem die Frau ihren Sohn vorstellt, sagt Aida sie könne die Überreste ihrer Kinder und ihres Mannes nicht finden, niemand gebe Informationen zu den Massengräbern preis. Sie bittet die Frau so schnell wie möglich auszuziehen, woraufhin diese entgegnet, es könne gefährlich für Aida sein in ihre Wohnung zurückzukehren. Diese entgegnet, dass sie nichts mehr zu verlieren habe. Im Treppenhaus auf dem Weg nach draußen erkennt sie jenen Mann, der zuvor als bosnisch-serbischer Soldat in der UN-Basis war und ihre Söhne bedrohte. Er lebt mit der Frau und dem Kind in Aidas alter Wohnung.
Nachdem das Paar auszieht, sieht sich Aida in der leeren Wohnung Fotos von ihrer Familie aus glücklicheren Tagen an. Sie beginnt als Lehrerin zu arbeiten und organisiert eine Aufführung, die auch von dem Paar besucht wird, das in ihrer Wohnung lebte.
Der Film wurde den Ehefrauen, Müttern und Schwestern sowie den 8372 Ermordeten gewidmet.
Die deutschsprachige Synchronisation übernahm die TV+Synchron. Dialogregie führte Marieke Oeffinger, das Dialogbuch schrieb Laura Johae.
Rolle | Darsteller | Synchronsprecher |
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Aida | Jasna Đuričić | Sabine Falkenberg |
Beli | Jovan Zivanovic | Roman Wolko |
Lalovic | Ermin Sijamija | Peter Sura |
Pirocanac | Mario Knezovic | Stefan Bräuler |
Ratko Mladić | Boris Isaković | Dieter Memel |
Sejo | Dino Bajrović | Michael Ernst |
Tarik | Alban Ukaj | Florian Hoffmann |
Die Dreharbeiten fanden vom 15. Mai bis zum 11. Juli 2019 statt, gedreht wurde in Bosnien und Herzegowina.
Produziert wurde der Film von Deblokada (Bosnien und Herzegowina, Damir Ibrahimović und Jasmila Žbanić), Digital Cube (Rumänien, Cristian Nicolescu), Extreme Emotions (Polen, Ewa Puszczyńska), Indie Prod. (Frankreich, Nicolas Eschbach, Margot Juvénal und Simon Gabriele), N279 Entertainment (Niederlande, Els Vandevorst), Razor Film Produktion GmbH (Deutschland, Roman Paul und Gerhard Meixner), der österreichischen coop99 (Bruno Wagner, Barbara Albert und Antonin Svoboda) und der norwegischen Tordenfilm (Ingunn Sundelin und Eric Vogel). Unterstützt wurde die Produktion vom Filmfonds Wien und dem Land Niederösterreich, beteiligt war der Österreichische Rundfunk.
Für das Kostümbild zeichnete Malgorzata Gosia Karpiuk verantwortlich, für das Szenenbild Hannes Salat, für Ton und Sounddesign Simone Galavazi und Igor Camo und für die Maske Michaela Payer. Die Schauspielerin Sabine Falkenberg synchronisiert in der deutschen Fassung die Hauptrolle der Aida.
Der Film erzählt die Tage vor dem Massaker von Srebrenica nach. Das Drehbuch beruht lose auf dem Buch Unter der Flagge der Vereinten Nationen. Die Staatengemeinschaft und der Völkermord von Srebrenica von Hasan Nuhanović, der als Übersetzer in der UN-Schutzzone gearbeitet hatte.
Im Film wird gezeigt wie sich Ratko Mladić filmen lässt. Diese realen Aufnahmen wurden in dem Film teilweise nachgestellt.
In der offiziellen Presseerklärung zu Quo Vadis, Aida? im Katalog der Filmfestspiele von Venedig fasste Žbanić ihren Film wie folgt zusammen: „Dieser Film handelt von einer Frau, die im Kriegsspiel der Männer gefangen ist. Es geht um Mut, Liebe und Belastbarkeit – und auch darum, was passiert, wenn wir nicht rechtzeitig auf Warnzeichen reagieren “.
Die Premiere erfolgte am 3. September 2020 im Rahmen der 77. Internationalen Filmfestspiele von Venedig, wo der Film in den Wettbewerb um den Goldenen Löwen eingeladen wurde.
Beim Filmfest Hamburg wurde der Film Anfang Oktober 2020 in der Sektion Kaleidoskop gezeigt. Die Österreich-Premiere erfolgte auf der Viennale 2020.
Der österreichische Kinostart war ursprünglich für den 19. Februar 2021 vorgesehen und wurde aufgrund der COVID-19-Pandemie auf den 25. Juni 2021 verschoben. In Deutschland kam der Film am 5. August 2021 in die Kinos.
Im Dezember 2021 wurde der Film im Kulturzentrum in Novi Pazar das erste Mal in Serbien gezeigt. Im ORF wurde der Film am 3. Juli 2022 erstmals ausgestrahlt. Im Oktober 2022 wurde der Film im Rahmen der Edition österreichischer Film von Hoanzl und dem Standard auf DVD veröffentlicht. Auf Arte wurde der Film Ende Juli 2023 erstmals gezeigt.
Matthias Greuling schrieb in der Wiener Zeitung, dass der Unterschied zwischen diesem Film und vielen anderen Kriegsfilmen der Blickwinkel auf die Ereignisse sei. Nicht die meistens von Männern inszenierten Schlachten seien hier zentral, sondern der Blick zweier Frauen auf die Gemeinheit des Krieges. Dieser Blickwinkel führe zu einer differenzierteren Betrachtung von Gewalt und Gegengewalt, von männlicher Kriegsfantasie, von den Mechanismen des Völkermordes und der Grausamkeit.
Martin Thomson befand in der österreichischen Tageszeitung Die Presse, dass Jasmila Žbanićs Drama meisterlich an große Gedenkfilme wie Schindlers Liste anschließe. Obwohl Žbanić aus Pietät keine Sterbenden zeige, schmerze es, dem bekannten Verfahren der Selektion und Deportation beim perfekten Funktionieren zuzusehen. Schockiert sei man auch, weil man weiß, dass der Passionsweg für die Betroffenen in namenlosen Massengräbern enden wird.
Stefan Grissemann meinte im Nachrichtenmagazin profil, dass der Film keine zentnerschwere Geschichtslektion, sondern ein dynamisches Trauerspiel sei. Jasmila Žbanić gelinge der Balanceakt, aus einer realen Tragödie einen Thriller zu machen, der einen, auch der großartigen Hauptdarstellerin Jasna Đuričić wegen, mit sich reiße, dabei aber die Bitterkeit der Geschehnisse nicht abmildere.
Elisabeth von Thadden schrieb in der Wochenzeitung Die Zeit, dass die ersten Bilder des Films nahelegen, dass hier die kantische universalistische Frage verhandelt wird, ob die eigenen Nächsten einem moralisch näher sein dürfen als ein jeder Mensch des Menschengeschlechts. Immer wieder werde es beim Zuschauen schwer, hinzusehen, auch wenn die Regisseurin weitgehend auf die Darstellung der Gräuel verzichte. Der Film fälle kein moralisches Urteil über die Handelnden, zeige aber, wie Kriegsverbrechen sich in die Mimik einbrennen.
Marius Ochs vergab auf filmpluskritik.com 89 von 100 Punkten und bezeichnete den Film als Meisterwerk, das im Gedächtnis bleibe. Ohne moralisch oder anklagend zu werden werfe der Film Fragen auf, deren Beantwortung kaum möglich sei. Die Unabwendbarkeit und der Schrecken der Ereignisse brenne sich beim Zuschauen tief ein, das ungute Gefühl verschwinde zu keinem Zeitpunkt. Jasmila Žbanić mache die unaussprechliche Katastrophe intim erlebbar.
Lina Muzur meinte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass die aufklärerische Bedeutung des Films enorm sei, auch wenn dessen Symbolik vielleicht etwas zu aufdringlich, dessen Vermittlungswille vielleicht etwas zu offensichtlich sein mag.
Nadine Lange befand auf Tagesspiegel.de, dass Aidas Kampf, ihre Verzweiflung, ihre Hilf- und Machtlosigkeit spiegle, was zehntausende muslimische Bosnier in jenen heißen Juli-Tagen durchmachten. Der Film setze ihnen und den Toten ein filmisches Denkmal.
Quo Vadis, Aida wurde 2020/21 für über 40 internationale Film- bzw. Festivalpreise nominiert, von denen das Werk etwas mehr als die Hälfte gewinnen konnte.
Internationale Filmfestspiele von Venedig 2020
Antalya Golden Orange Film Festival 2020
British Academy Film Awards 2021
El Gouna Filmfestival 2020
Independent Spirit Awards 2021
LuxFilmFest 2021
International Film Festival Rotterdam 2021
Sofia International Film Festival 2021
Österreichischer Filmpreis 2021
Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln 2021
LUX-Filmpreis 2022
Polnischer Filmpreis 2022
Chlotrudis Awards 2022
Darüber hinaus gelangte der Film auch in die Vorauswahl für die Golden Globe Awards 2021 (Bester fremdsprachiger Film).