An der Stelle, wo Zwolle liegt, wurden Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit gefunden. Die Stadt entstand auf einem kleinen Sandrücken (suol, vergleiche Deutsch: geschwollen) zwischen der IJssel und der Vecht. Sie wurde als Swollermarke bereits 1040 urkundlich erwähnt.
Zwolle erhielt 1230 die Stadtrechte, die 1438 durch das Stapelrecht erweitert wurden. Als freie Reichsstadt schloss es sich 1346 der Hanse an und erhielt 1488 das Münzrecht. Das 15. Jahrhundert war die größte Blütezeit Zwolles. Die Stadt war damals, wie Deventer, eine Hochburg der Buchdruckerkunst. Auch gab es Unterrichtsanstalten größter Bedeutung. Die Mitglieder der Brüder vom gemeinsamen Leben oder Devotio moderna arbeiteten von Zwolle und Deventer aus in ganz Nordwesteuropa. Zwolle hat in dieser Zeit eng mit den Nachbarstädten Kampen und Deventer zusammengearbeitet, sie prägten sogar während einiger Jahrzehnte gemeinsame Münzen.
1528 erkannte Zwolle Karl V. als Herrn an. Nach etwa 1550 trat ein wirtschaftlicher Rückgang ein, obwohl die Stadt immer einen der größten Viehmärkte der Niederlande und mehrere Buchdruckereien behielt. 1580 wurden die Katholiken aus der Stadt vertrieben, die sich damals den Generalstaaten anschloss. 1672 ergab sie sich dem Bischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen. 1674 wurden die Festungswerke geschleift, aber bald wieder errichtet. Unter der französischen Herrschaft zur Zeit Napoleon Bonapartes war Zwolle Anfang des 19. Jahrhunderts die Hauptstadt des Département Bouches-de-l’Yssel (Departement der IJsselmündungen). Im Zuge der Befreiungskriege vertrieben alliierte Truppen der Nordarmee am 12. November 1813 die Franzosen aus Zwolle; die Stadt war wieder frei. Ein neuer Aufschwung trat um 1890 ein, als die Stadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde.
Zur Gemeinde gehört das winzige, malerische Dorf Windesheim, an der IJssel und an der Straße nach Wijhe, fünf Kilometer südöstlich der Stadt. Es beherbergte im Mittelalter das bedeutende Kloster gleichen Namens, wo Geert Groote und Thomas von Kempen in der Gemeinschaft Brüder vom gemeinsamen Leben oder Devotio moderna arbeiteten. Die Windesheimer Chorherren begründeten zahlreiche Reformklöster in Deutschland, wie das Kloster Böddeken. Die Gebeine des Thomas von Kempen befinden sich in der römisch-katholischen Liebfrauenbasilika von Zwolle.
Die Klosterkapelle (15. Jahrhundert) ist bis heute erhalten.
Die Umgebung des Dorfes ist geeignet für eine Radtour über den Deich der IJssel.
der Dienstleistungssektor (Provinzverwaltung, viele Büros, Gerichte, Hochschulen, ein großes Krankenhaus);
die Elektro-, Textil-, Nahrungsmittel- und Farbenindustrie sowie die Metall verarbeitende Industrie und eine große Druckerei;
das Kraftwerk IJsselcentrale südlich der Stadt am Fluss IJssel. Es verfügt über einen eigenen Binnenhafen und ist eines der größten Elektrizitätswerke der Niederlande;
der Tourismus mit zunehmender Bedeutung;
Milchviehwirtschaft in der Umgebung.
Politik
Im Jahr 2022 erreichte die ChristenUnie einen Stimmanteil von 16,74 Prozent und gewann damit zum dritten Mal in Folge die Kommunalwahl in Zwolle.
Parteien, die zwar an der Wahl teilgenommen hatten, aber keinen Ratssitz erlangen konnten, werden nicht berücksichtigt.
Städtepartnerschaft
Die deutsche Stadt Lünen ist seit 1963 Partnerstadt von Zwolle.
In Zwolle wurde 1980 der internationale Städtebund Neue Hanse gegründet, dem die Stadt und auch die Partnerstadt Lünen angehören.
Blaufinger (Blauwvingers)
Die Bewohner von Zwolle werden auch Blaufinger (Blauwvingers) genannt. Im Mittelalter gab es eine gehörige Rivalität zwischen den Nachbarstädten Zwolle und Kampen – Händler aus Zwolle wurden ausgeraubt, das Vieh der Kamper Bauern wurde gestohlen.
Die Zwoller hatten einen Schimpfnamen für die Leute aus Kampen: Kamper Störe (Kampersteuren). Diese Fischart kam damals in der IJssel noch vor. Die Zwoller bekamen ihren Schimpfnamen erst, als Zwolle das Glockenspiel aus einem durch Brand zerstörten Kirchturm den Kamper Nachbarn zum Kauf anbot. Die Kamper waren mit der Höhe des verlangten Kaufpreises einverstanden, jedoch unter der Bedingung, selbst die Art und Weise der Bezahlung bestimmen zu dürfen. Eines Tages kamen Wagen voller „vierduitenstukken“, Geldstücken sehr geringen Wertes, aus Kampen in Zwolle an. Die Zwoller bekamen vom Auszählen des vielen Kleingeldes blaue Finger. „Blauwvingers“ wurde daher zum Schimpfnamen für die Zwoller.
Heutzutage betrachten die Zwoller diese Bezeichnung nicht mehr so negativ. Alljährlich gibt es im Juli mittwochs die Blaufingertage. Dann gibt es Markt und andere Unterhaltung für Einwohner und Besucher.
Die Sankt-Michaels-Kirche wurde 1370–1446 im Stil der Gotik erbaut und besitzt eine Schnitger-Orgel. Sie ist von Mai bis Mitte Oktober zur Besichtigung geöffnet.
Die Liebfrauenkirche aus dem 14./15. Jahrhundert hat einen Turm, der wegen seiner Spitze als Peperbus („Pfefferbüchse“) bezeichnet wird und als Wahrzeichen der Stadt gilt. Er kann zeitweise bestiegen werden.
Das Rathaus wurde im 15. Jahrhundert erbaut.
Die Sassenpoort (deutsch: Sachsentor) ist ein Stadttor, das 1408 erbaut wurde und teilweise von innen zu besichtigen ist.
Das seit 1901 bestehende Dominikanerkloster
Das Provinzmuseum wurde unlängst erweitert und restauriert und zeigt Gemälde, Stadtgeschichte, Archäologie und Wechselausstellungen moderner Kunst.
Das Museum de Fundatie ist ein Museum der bildenden Künste mit jährlichen Wechselausstellungen.
Des Weiteren beheimatet die Stadt den Profi-FußballvereinPEC Zwolle, der erstmals 1978 in die höchste niederländische Spielklasse, die Eredivisie, aufstieg und ihr nach mehreren Unterbrechungen wieder seit 2012 angehört. 2014 wurde der Verein niederländischer Pokalsieger.
Männer- und Frauenteams des VC Zwolle spielen oder spielten in der höchsten niederländischen Volleyball-Liga und waren mehrfach niederländischer Meister.
↑Benoeming burgemeester Zwolle. In: rijksoverheid.nl. Rijksoverheid, 30. August 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. September 2019; abgerufen am 4. Oktober 2019 (niederländisch).
↑Johann Sporschil: Geschichte des Krieges des verbündeten Europas gegen Napoleon Bonaparte in den Jahren 1813, 1814 und 1815, Bd. 1: Der Feldzug von 1813, Teilband 3. Westermann, Braunschweig 1841, S. 1118.
↑The Maple Leaf, 26. April 1945: D-Day Chaud Sout, Stubborn Man, captures Zwolle on his own Hook